Kochen im Marienstüberl – ein Erfahrungsbericht

4 junge Frauen in Kochmützen und Schürzen mit dem Aufdruck "ich koch dich ein" posieren in einer Küche für die Kamera.

© FH JOANNEUM / Journalismus und PR

Zwischen Schinkenfleckerl, Gurkensalat und einer Portion Dankbarkeit

Jeden Tag warten rund 140 Gäste im Marienstüberl auf eine warme Mahlzeit. Eine Gruppe der FH JOANNEUM hat sich einen Tag Zeit genommen und gemeinsam mit Abteilungsleiter Adam Lamprecht ein Zwei-Gänge-Menü gekocht und serviert. Was ihnen bleibt, ist Dankbarkeit. 

Mit Einkaufsliste und großen Boxen ausgestattet, geht es für uns in den Großhandel. Ein paar Minuten vergehen und schon liegen 16 Kilogramm Kartoffeln, 11 Liter Sauerrahm und 68 Stück Salatgurken in unserem Einkaufswagen. Nicht zu vergessen, die 140 Stück Bananen für die Nachspeise. Bei der Kassa angekommen, wird Produkt für Produkt gescannt und anschließend sicher im Auto verstaut. 

Am nächsten Tag geht es mit den eingekauften Lebensmitteln mit einem Warenwert von 400 Euro ab zum Marienstüberl nach Graz. Die Kosten dafür wurden dank Bgm. Waltraud Walch seitens der Marktgemeinde Dobl-Zwaring übernommen. „Adam, deine Helferlein sind da!“, ruft Schwester Elisabeth dem Leiter des Marienstüberls zu, als wir um acht Uhr morgens durch die Eingangstür gehen. Ihr ist die Freude über unseren Besuch ins Gesicht geschrieben. Gemeinsam mit den Zivildienern werden die Zutaten für die Kartoffelcremesuppe und die Schinkenfleckerl mit Gurkensalat in die Großküche gebracht.  

„Ich koch dich ein“ 

„Schen, dass olle do seids!“, sagt Adam Lamprecht, der bereits seinen Kochkasack trägt und heute der Chefkoch ist. Während wir die Schürzen mit der Aufschrift „Ich koch dich ein“ anziehen und die Papierkochschiffchen aufsetzen, gibt Adam erste Anweisungen. Erster Schritt: Kartoffeln schälen und in kleine Würfel schneiden. Zu neunt ist diese Arbeit im Nu erledigt und die restlichen Arbeitsschritte werden aufgeteilt. Es wird Schinken gewürfelt, Petersilie gezupft und beim Zwiebelschneiden werden einige Tränen vergossen. Anschließend werden mit vereinten Kräften auf der einen Küchenzeile die Salatgurken in dünne Scheiben geschnitten und auf der anderen der Knoblauch fein gehackt. Langsam wird es leise und alle sind auf die eigene Arbeit konzentriert. Plötzlich wird die Stille unterbrochen und die Blicke schweifen zur Kippbratpfanne. Die zuvor gewürfelten Kartoffeln verwandeln sich durch den rund 70 Centimeter großen Pürierstab zu einer cremigen Suppe. 

„Was ist rund, laut und pelzig?“, fragt ein Teilnehmer unserer Kochgruppe mit einem breiten Grinser. Rätselnd schauen wir uns gegenseitig an, bis endlich die Antwort kommt: „Ein Kugel-Schrei-Bär.” Allen huscht ein Schmunzeln über die Lippen. Es wird aber nicht nur gescherzt, sondern auch fleißig gearbeitet und so sind wir bereits kurz vor elf mit der Zubereitung des Zwei-Gänge-Menüs fertig. Nur mehr der Gurkensalat gehört abgemacht. „Und da gehören noch die fünf Liter Sauerrahm hinein“, sagt Adam, während er zwei Handvoll Salz über die geschnittenen Gurken streut. Mit großen weißen Kochlöffeln und viel Muskelkraft wird als finaler Schritt der Gurkensalat vermengt. 

Das Grande Finale

Bevor es zur Essensausgabe geht, bleibt noch genügend Zeit, um sich das Marienstüberl genauer anzuschauen. Die Führung startet vor dem Eingang, bei dem bereits einiges los ist. Die ersten hungrigen Gäste sind schon am Weg in den Speisesaal und hinter uns bringt ein ehrenamtlicher Helfer eine Lieferung Fleisch- und Wurstware in das Kühlhaus. „Wir sind dankbar für jeden, der uns freiwillig hilft“, sagt Adam. Die Führung endet bei der Lebensmittelausgabe, wo übriggebliebene und gespendete Lebensmittel sortiert, und an Bedürftige verteilt werden. Viermal in der Woche nehmen dieses Angebot insgesamt über 300 Haushalte in Anspruch.

Um Punkt zwölf Uhr geht es für die gesamte Kochgruppe in den gut gefüllten Speisesaal. Mit Mikrofon ausgestattet stellt Adam uns vor und bedankt sich für die tatkräftige Unterstützung. Es folgt Applaus. Schwester Elisabeth, die gute Seele des Marienstüberls, übernimmt und leitet das Mittagsgebet an. Und dann ist es so weit: Zu dritt wird die Suppe ausgegeben und die Bananen, über die sich die Gäste sichtlich freuen, werden ausgeteilt. Gleich darauf servieren wir die Schinkenfleckerl mit Gurkensalat. Dabei wird auf jeden Wunsch Rücksicht genommen. Mal mehr Salat, mal weniger. Mal mehr Schinkenfleckerl und dafür keinen Salat – oder viel von beidem. „Ich mein des jetzt gar nicht böse, aber wie ich Sie gesehen habe, hab‘ ich gedacht, die Andrea Berg steht vor mir“, sagt ein Gast zu einer Kochteilnehmerin und es entsteht ein schönes Gespräch über seine Begeisterung für die Schlagersängerin.

In die zweite Runde geht es eine Stunde später. So mancher Gast ist geblieben, aber auch viele neue Gesichter sind zu sehen. Der Ablauf ist derselbe – und auch die Reaktionen. Die Gäste sind dankbar und sprechen viele Komplimente für die Kartoffelcremesuppe aus. Aber auch wir verlassen den Speisesaal mit einem Gefühl der Dankbarkeit. Zurück in der Küche wird noch aufgeräumt, abgewaschen und gekehrt. Auch die gesammelten Erfahrungen werden ausgetauscht. Wir sind uns einig: Man muss kein Profikoch sein, um ein Zwei-Gänge-Menü zuzubereiten, das so viele Menschen glücklich macht. 

Drei Frauen schauen in die Kamera. Eine von ihnen schneidet gerade Schinken in Würfel.
Gut zu wissen: Helfen im Marienstüberl

An einem Tag für die rund 140 Gäste zu kochen ist nur eine Art, das Marienstüberl zu unterstützen. Pro Tag, an dem eine Kochgruppe das Menü übernimmt, können 600 Euro gespart werden. Auch Lebensmittel- und Sachspenden sowie finanzielle Unterstützung und ehrenamtliches Engagement wird dankend angenommen. 

Mehr Informationen, wie man das Marienstüberl unterstützen kann, gibt es in diesem Artikel. 

Was hat mir heute besonders gut gefallen? Die gemeinsame Ordnung, jeder hat einfach das Richtige gemacht und das war ohne viel Dirigentenstaat, sondern es hat funktioniert. Es hat wirklich bis jetzt alles funktioniert. Vom Einstieg, über die ersten Zuteilungen bis hin zum Austeilen der fertig gekochten Produkte, zufriedene Gesichter überall.

Hannes,
Kochteilnehmer

Das Kochen im Marienstüberl war eine wirklich tolle und wertvolle Erfahrung. Nicht nur das Zusammenhelfen bei der Zubereitung hat Spaß gemacht, sondern zu sehen, wie sich die Gäste über unser Menü freuen, macht das Ganze so besonders. Außerdem wird einem bewusst, dass man sich selbst glücklich schätzen kann, denn eine warme Mahlzeit ist leider nicht für alle Menschen selbstverständlich.

Larissa,
Kochteilnehmerin

Nach dem Tag im Marienstüberl bin ich nach Hause gekommen und habe mir noch etwas gekocht. Aber diesmal mit einem ganz anderen Gefühl. Der Gedanke, dass es nicht selbstverständlich ist, einen vollen Kühlschrank und eine volle Speisekammer zu haben, ohne dabei an sein Geld denken zu müssen, hat mich seitdem nicht mehr losgelassen.

Anna,
Kochteilnehmerin

Das Kochen im Marienstüberl hat mich zum Nachdenken gebracht. Zu sehen, wie sehr sich die Gäste über ein warmes Mittagessen gefreut haben, zeigt mir noch heute, dass Dinge, die wir oft als selbstverständlich ansehen, das eigentlich gar nicht sind.

Henrike,
Kochteilnehmerin

Das Kochen in der Großküche hat mir echt viel Spaß gemacht, fast ein bisschen wie früher in der Schule. So richtig ins Nachdenken gekommen bin ich aber erst, als wir das Mittagessen ausgegeben haben. Mir wurde richtig warm ums Herz, als ich die vielen dankbaren Gesichter gesehen habe. Es war ein schönes und unvergessliches Erlebnis. Ich kann wirklich jedem empfehlen, einmal im Marienstüberl mitzuhelfen.

Sophie,
Kochteilnehmerin